Yoga ist [nicht] …
Yoga ist [nicht] …

Yoga ist [nicht] …

Wenn ich neue Menschen kennen lerne, die noch nie Yoga gemacht haben und mich fragen, was ich so tue, bekomme ich oft Reaktionen wie:

‚Oh je, nur junge Leute / [wahlweise] nur alte Menschen machen Yoga.’

‚Da muss man sich doch verbiegen können wie eine Breze?’

‚Das ist mir zu langweilig, da muss man stundenlang stillsitzen’, usw.

Zeit, einmal in einem Artikel mit diesen Mythen aufzuräumen!

Allgemeinplatitüden sind ja eh nicht so mein Ding. Und bei solchen Pauschalaussagen wie in obigen Beispielen muss ich immer tief durchatmen und mich zurückhalten. Damit ich nicht loslege, und eine feurige Rede halte darüber, wie individuell das Geschenk Yoga ist, wie vielseitig, erwiesen, erprobt, und anpassungsfähig. Das ist nicht langweilig. Das ist nicht nur was für alte Menschen.

Hier also die 10 häufigsten falschen Annahmen über Yoga.

Yoga ist [nicht]…

1) … nur für bewegliche Menschen.

Im Gegenteil, ich finde gerade dass unbewegliche Menschen besonders von Asanas profitieren und eben durch Yoga beweglicher werden. Viele Athleten nutzen diesen Effekt für verbesserte Geschmeidigkeit. Yoga Praxis im fortgeschrittenen Alter kann zum Beispiel helfen Gelenksteifheit vorzubeugen. Balance-Schulung inbegriffen.

2) … Religion und seltsamer Eso-Kram.

Yoga hat absolut nichts mit Religion zu tun. Wenn man Yoga praktiziert, tritt man keiner Gemeinde bei. Es gibt keine religiösen Rituale, keine Priester und keine Gebete.
Fälschlicherweise wird oft das Hände aneinanderlegen vor der Brust als „Beten“ misinterpretiert. Dabei ist ‚Anjalimudra’ eine Geste des Grusses, und hilft zur Konzentration und Gleichgewicht.

Es gibt neben dem säkularen zwar auch spirituellen Yoga, den ich aber nicht unterrichte. Meine Vinyasa, Gentle, oder YinYoga Einheiten dienen der Förderung von Gesundheit, Entspannung, und Wellness. So wie es auch im altindischen Ayurveda empfohlen ist. Im Ayurveda wird Yoga sowohl zur Therapie, als auch zur Prävention praktiziert. Als regelmässig Praktizierende/r kann man sich der positiven Auswirkung auf persönliche Energie und mentale Ruhe und Stärke kaum entziehen.

3) … für junge/alte Leute

Yoga ist tatsächlich so vielseitig, dass es für jedes Alter geeignet ist.
Ich habe einen Nachbar, ein älterer Herr in den Siebzigern, der nach einem schweren Sturz und einer zertrümmerten Hüfte stark bewegungseingeschränkt ist. Er macht regelmässig Stuhl-Yoga.

Meine Teenager-Nichte ist Tänzerin, jung und flexibel. Sie macht auch Yoga. Die Frage ist also nicht „Wer kann Yoga machen?“ sondern „Wer will ich sein und/oder werden, wenn ich etwas praktiziere?“

4) Braucht zuviel Zeit!

Als meine Mutter einmal in einem Magazin gelesen hat, dass eine bekannte Schauspielerin aus Hollywood bis zu drei Stunden Yoga am Tag praktiziert, war sie entsetzt. Als gute deutsche Hausfrau der Nachkriegsjahre hatte sie natürlich überhaupt keine Vorstellung, dass jemand so viele Stunden Tag nicht anderweitig beschäftigt sein muss.
Meine Mutter war überzeugt, dass man täglich stundenlang meditieren muss, wenn man sich der Yoga Praxis verschreibt. Und sicher, viele der Weisen, die alten Yogis, oder buddhistische Mönche haben eben genau dies getan oder tun es noch. Das hat aber ziemlich wenig mit der Yoga Praxis zu tun, die wir in unsere westlichen Lebenstile einbauen. 

So wie ich zum Beispiel persönlich praktiziere, können Einheiten von wenigen Minuten am Tag bis zu wenigen Stunden in der Woche variieren. Schau dir doch mal meinen Artikel an: „Wie oft und wie lange sollte man Yoga praktizieren?“

5) … nicht geeignet für Männer.

Meine Lehrer/innen Kolleg/innen beneiden mich: mein Mann macht nämlich auch Yoga! Oft klagen sie ihr Leid, wie sie erfolglos versuchen ihre eigenen Männer zu motivieren, doch zur Stunde mitzukommen.
Mein Mann, der erst weit in seiner zweiten Lebenshälfte mit Yoga begonnen hat, hat erkannt, wie sehr ihm die Praxis guttut. Am besten kann er selbst das an seinem Golf-Spiel festmachen. Er sagt, dass die Übungen ihn sehr positiv und nachhaltig beim Golfen unterstützen. Ich sehe es an ihm eher im Alltag: an seiner besseren Körperhaltung und an seiner gesteigerten Beweglichkeit.

Auch wenn in den meisten Studios mehr Frauen unterrichten und selbst praktizieren, so gibt es doch auch vermehrt Männer, die den Wert von Yoga für sich erkennen. Manche Studios bieten sogar reine Männer-Stunden an. Mein Lieblings-Yoga-Lehrer ist Peter Walters.

6) … nur für Akrobaten.

Ja, es gibt spektakuläre Posen! Wie zum Beispiel die fliegende Krähe (Eka Pada Kakasana) oder Dhanurasana, die Brücke. Und keine davon muss man je erreichen.
Und ja, es gibt sehr bewegliche Menschen. Und nicht jeder muss das sein. Und genau das ist ja das Tolle! Wir praktizieren nicht, um etwas zu erreichen, sondern um der Praxis willen. Der Weg ist das Ziel. Und dein Baum, herabschauender Hund, oder Kobra ist even deine eigene beste Asana!

Und auch ja, es gibt sehr ehrgeizige und wettbewerbsorientierte Yogi*nis. Es geht aber beim Yoga nicht um den Vergleich mit anderen, sondern nur mit sich selbst. Durch regelmässiges Üben vertiefen wir unsere Praxis. Und das kann damit einhergehen, dass wir eine Pose irgendwann anders ausführen können. Das ist aber kein Muss und auch nicht das Ziel.

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7) Yoga bringt eh nix.

Nun ja. Nichts bringt nichts, wenn man es halbherzig tut. Auch bei der Yoga Praxis ist Regelmässigkeit die Stellschraube. Wenn Du den richtigen Stil und den/die passende Lehrer/in gefunden hast, dann wirst Du auch dabei bleiben und eine regelmässige Praxis finden.

8) Stundenlanges Rumsitzen/Rumliegen.

Kann sein. Muss aber nicht.
Es gibt einen Stil namens Yoga Nidra, das ‚Yoga des Schlafes’.

Bei diesem Stil konzentriert man seine Aufmerksamkeit auf den Zustand zwischen Meditation und Schlaf. Dabei liegt oder sitzt man. Ziel ist die Tiefenentspannung.

Es gibt auch Yin Yoga, eine sehr ruhige Form, bei der man wenige Posen längere Zeit hält. Ebenfalls überwiegend im Sitzen und Liegen.

Und dann gibt es noch viele weitere Stile, die ich hier nicht alle benennen werde.

Ich unterrichte am liebsten Vinyasa, eine fliessende Form. Dabei gleitet man mit fliessenden Übergängen von einer Asana in die nächste. Das kann sehr schweisstreibend sein. Hier liegt der Fokus auf der regelmässigen Atmung, mit dem Körper und Geist verbunden werden. Meine Stunden beginnen immer mit einigen Minuten in Ruhe, meist verknüpft mit Atemübungen. Und enden in Savasana, der End-Entspannung für ebenfalls einige Minuten.

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9) Für die Yoga Praxis brauche ich viel Kram.

Buddha Statue, Kissen, Räucherstäbchen, Decken, Ganesha Abbild, Matte, Blöcke, Rad, Gurt, Kopfstand-Stuhl, Tee, Meditations-Musik, Leggins, Mala-Kette… Was man nicht alles kaufen kann!

Leider ist auch der Konsum in die Yoga Szene eingedrungen. Clevere Marketingexperten machen uns weiss, dass wir dies alles anschaffen sollten, wenn wir mithalten wollen. Und wer sich damit wohl fühlt und verschiedene Gegenstände für seine Praxis braucht, dem sei es auch gegönnt. Die wenigsten dieser Dinge sind allerdings essentiell für die Praxis. Besonders zu Beginn.
Eine gute, rutschfeste Matte ist sicherlich ein sinnvoller Anfang. Und dann kann jeder selbst entscheiden, wieviel Zubehör er braucht. Für meine online Stunden, die die Teilnehmer ja meist von zu Hause mitmachen, biete ich immer Alternativen für Zubehör an. Anders als in einem Studio, wo ja vielleicht Blöcke, Kissen und Gurte zur Verfügung stehen. Nicht alle Teilnehmer haben alle Arten von Zubehör zu Hause zur Hand. Hier habe ich darüber geschrieben, was du zum Beipiel als Alternative zum Block nehmen kannst.

10) Für Yoga muss ich meinen ganzen Lebenstil ändern!

Wenn du glaubst, du darfst mit Aufnahme der Yoga Praxis nur noch Gesundheitsschuhe und Mala-Ketten um den Hals tragen, irrst du gewaltig. Du musst auch deine Ernährung nicht umstellen und dir einen Getreidemühle besorgen. Du musst auch nicht ständig Mantras murmeln. Kannst du aber, wenn du magst.
Moderne Angebote, so wie ich zum Beispiel in meinen Stunden und Videos anbiete, passen in unseren westlichen Lebensstil. Es ist absolut kein Wiederspruch, tagsüber im Manager/innen-Outfit von Meeting zu Meeting zu hetzen, und sich abends eine Stunde Zeit auf der Matte zu nehmen. 

Oh, übrigens: nur weil ich Yoga Lehrerin bin, heisst das nicht, dass ich nicht manchmal auch fluche… und wie!

Es gibt so viele verschiedene Yoga Stile. Jede/r Interessierte kann sich seinen Stil und seine/n Lehrer/in aussuchen, die/der am besten zu ihm passt. Sanfte Stunden, athletische Einheiten, das Geschenk Yoga ist buchstäblich für jeden. 

Wenn mir das nächste Mal jemand mit dem Satzbeginn „Yoga ist mir zu…, daher kommt, dann werde ich vielleicht antworten: Du hast Dich bliss nur bisher noch nicht getraut, es einmal auszuprobieren!

anjayoga

Ein Kommentar

  1. Pingback: # 32 Die schwimmende Brücke - kleine Tat mit großer Bedeutung - AnjaYoga

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