Neulich bekam ich den Anruf eines Yoga-interessierten Herrn in seiner zweiten Lebenshälfte.
Er sei mittlerweile erschreckend unbeweglich. Seine Tochter habe ihm empfohlen, es doch einmal mit Yoga zu probieren. Wie oft und wie lange sollte man Yoga praktizieren?
Er habe im Alltag zwar keine Zeit, aber gerade ein Ferien-Fenster. Ob es nicht sinnvoll sei, erst einmal eine Privatstunde zu machen. Ob er Turnschuhe brauche. Er sei zufällig über mein Angebot gestolpert… und so weiter.
Gute Fragen, fand ich. Die meisten davon sind leicht zu beantworten.
Auf die Frage ‚wie oft und wie lange sollte man Yoga praktizieren’ allerdings möchte ich am liebsten eine Gegenfrage stellen. Wie lange hast du Zeit für die Antwort?
Schon das ‚wie oft’ birgt einen hoch philosophischen Aspekt. Oder vielleicht sogar die Frage: Was verstehst Du unter Yoga?
Was verstehst Du unter Yoga?
Yoga ist so vieles. Bewusste Atmung. Dehnungen. Schweisstreibende Flows. Achtsame Bewegungen. Meditation.
Nicht umsonst hat Patanjali schon ca 400 Jahre vor Christus den achtgliedrigen Pfad des Yoga als Leitfaden geschrieben. Darin geht es um eine Reihe konkreter, praktischer und auch heute noch sehr lebensnaher Vorgehens- und Verhaltensweisen im Umgang mit…
– … der Umwelt.
– … sich selbst.
– … dem Körper.
– … dem Atem.
– … den Sinnen.
– … dem Geist.
Mehr zu Patanjali und seinem achtgliedrichen Pfad bei Gelegenheit in einem anderen Artikel.
Fünf Minuten in Ruhe zu verweilen und auf seine Atmung zu achten ist Yoga.
Neunzig Minuten Asanas aneinanderzureihen ist auch Yoga. Gute Taten zu vollbringen ist Karma Yoga.
Man kann also die Yoga Praxis nicht mit einem Workout oder Sporttraining vergleichen.
Beim Fitnesstraining hiess es immer: einmal die Woche bringt nichts, zweimal die Woche erhält dir deinen Zustand, erst ab dreimal die Woche Training kannst Du Dich verbessern.
So kann man das allerdings für die Häufigkeit der Yoga Praxis nicht übernehmen.
Regelmässigkeit ist die wichtigste Stellschraube
Regelmässigkeit ist natürlich die wichtigste Stellschraube. Und das bedeutet, dass täglich wenige Minuten sicher besser sind als alle 14 Tage zwei Stunden Praxis am Stück.
Die harte Wahrheit ist: eigentlich täglich. Das tägliche Üben derselben Bewegungen und Haltungen hat den deutlichsten Effekt auf Körper und Geist, der bereits nach wenigen Wochen Wirkung zeigen kann. Wochen klingt erst einmal lang. Aber bedenke, wie viele Jahre einer unangemessenen Behandlung der Körper gebraucht hat, bis er jene Beschwerden entwickelt hat, die einen heute veranlassen, mit dem Üben zu beginnen (z. B. die Nackenverspannung, Magenschmerzen, Schlaflosigkeit). Geduld ist also auch in Verbindung mit der Yoga Praxis eine Tugend.
Die Haltungen und Bewegungen des Yoga sind so lange erprobt und verbessert worden, dass ihre positive Wirkung gar nicht ausbleiben kann!
Ich übe also lieber täglich 15 Minuten auf der Matte als nur einmal die Woche für zwei Stunden. Im ersten Schritt ist es wichtig, eine tägliche Praxis zu etablieren, deshalb ist die Auswahl der Zeitspanne bzw. die Integration in meinen Alltag auch so wichtig.
Für Schritt Zwei kann ich dann die Zeitspanne immer noch ausweiten, wenn ich möchte, und mich gut an meine tägliche Praxis gewöhnt habe.
Im dritten Schritt wird man ganz automatisch seine Yoga-Praxis an seine Bedürfnisse anpassen, was die Länge und Intensität betrifft. Aber dann wird Yoga schon ein fester Bestandteil des alltäglichen Lebens sein.
Wenn du dir vornimmst, jeden Tag zu üben, und ständig kommt etwas dazwischen, dann starte unerschüttert immer wieder neu. Ignoriere, dass es gestern nicht geklappt hat – beginne heute!
Ich praktiziere übrigens 4-5 x die Woche auf der Matte, am liebsten Vinyasa und YinYoga. An den anderen beiden Tagen lasse ich meine Yogamatte zusammen gerollt und praktiziere Alltags-Yoga:
- zum Beispiel etwas für die Umwelt tun, indem ich Dinge am Strand aufhebe, die da nicht hingehören. Oder Fahrrad statt Auto nehmen.
- Zur Yoga Praxis gehört für mich auch die eigene Persönlichkeitsentwicklung, zum Beispiel durch (Weiter)Bildung in den verschiedensten Bereichen
- Eigenpflege betreiben. Das könnte sein, ein gutes Buch zu lesen, etwas besonderes zu Kochen, eine Massage oder einfach aufmerksam eine Tasse Tee zu trinken.
Praktizierst Du schon Yoga?
Wenn ja, würde mich brennend interessieren, wie oft und seit wann? Welche Tricks hast du, dich selbst zu motivieren? Welches sind deine grössten Herausforderungen bei der Yoga Praxis? Möchtest Du gerne damit beginnen?
Um Interessierten den schweren Anfang leichter zu machen, habe ich mein Yoga Angebot erweitert: Neben meinen 60 und 75 Minuten Stunden (sowohl live im Studio als auch online, als auch als Aufzeichnungen) habe ich auch ein paar Kurzvideos je so zwischen 10 und 20 Minuten.
Diese Kurzvideos sind eher keine sogenannten reinen Mitmach-Videos mit sekundengenauen Anleitungen, sondern eher Erklärvideos zum Mitmachen.
Wie immer freue ich mich über eine Nachricht von Dir! Gerne per Email auf anja@talkwellness.at.
herzlichst
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