In der hinduistischen Mythologie begegnet uns Narada immer wieder – als himmlischer Musiker, als unermüdlicher Götterbote und als einer, der mit seinen Fragen und Kommentaren so manches göttliche Drama lostritt. Doch hinter seinem charismatischen Auftreten steckt eine tiefere Lektion: die über das Ego – und wie subtil es sich manchmal verkleidet.
In einer meiner liebsten Geschichten wandert Narada, voller Stolz auf seine Hingabe, durch die Welten. Er ist überzeugt: Niemand liebt das Göttliche so sehr wie er. Doch Vishnu, der weise Gott, führt ihn sanft auf einen anderen Weg der Erkenntnis – über einen Bauern, der nur einmal täglich innehält, aber dies mit ganzer Seele tut.
Zwischen Hingabe und Heiligenschein – Was uns Narada über das spirituelle Ego lehrt
Diese Geschichte hat mich tief berührt, denn sie zeigt: Es geht nicht um Quantität. Nicht um Rituale, Mantras, äußere Zeichen. Wahre Hingabe ist leise, unspektakulär – und oft verborgen im Alltag.
Narada wird hier zum Spiegel für eine Form von Selbstüberhöhung, die uns auch heute noch begegnet – in spirituellen Kreisen, im sozialen Vergleich, ja manchmal sogar in uns selbst. Aussagen wie „Ich bin schon weiter als andere“, oder ein Helfersyndrom, das sich als Aufopferung tarnt – all das sind Spielarten eines Egos im spirituellen Gewand.
Die 1-Minuten-Hingabe
Doch was wäre die Alternative? Ich schlage dir eine kleine Praxis vor: Die „1-Minuten-Hingabe“. Einmal am Tag innehalten, tief durchatmen, ein Wort sprechen, das für dich Bedeutung hat – sei es „Liebe“, „Frieden“, „Danke“ oder „Narayana“. Kein Aufwand. Kein Publikum. Nur du und das, was dir heilig ist.
Diese Episode ist eine Einladung, den inneren Narada liebevoll zu entlarven – und vielleicht etwas leiser, ehrlicher und bewusster durchs Leben zu gehen. Denn manchmal ist ein einziger, aufrichtiger Moment mehr wert als hundert demonstrative Rituale.
Und wenn du magst, hör zum Abschluss der Folge mal in „Narayana“ von Kristian Thorsager rein – musikalisch die perfekte Begleitung für unseren heutigen Protagonisten.