#56 Vahanas, die geheimen Begleiter der Götter
#56 Vahanas, die geheimen Begleiter der Götter

#56 Vahanas, die geheimen Begleiter der Götter

Göttliche Reittiere und innere Kräfte – Was die Vahanas der indischen Mythologie uns lehren können

In der indischen Mythologie hat jede Gottheit ein besonderes Reittier – ein sogenanntes Vahana. Auf den ersten Blick wirken diese tierischen Begleiter wie dekorative Details antiker Geschichten. Doch ein zweiter Blick offenbart: Vahanas sind kraftvolle Symbole. Sie verkörpern Qualitäten und archetypische Kräfte, die auch in uns Menschen wirken – oft verborgen, manchmal widersprüchlich, aber immer bedeutsam.

Ob der sture Stier Nandi, der Shiva treu zur Seite steht, der weise Schwan von Sarasvati oder Ganeshas listige Maus. Jedes dieser Tiere erzählt von einer inneren Eigenschaft, die entweder gezähmt, entfaltet oder überwunden werden will. In der Vielfalt der Vahanas zeigt sich die tiefe Verbindung zwischen dem Göttlichen und der Natur. Und die Einladung, diese Kräfte auch in uns selbst zu erkennen.

Besonders eindrucksvoll ist die Geschichte von Agni, dem Gott des Feuers. Als Mittler zwischen Menschen und Göttern trägt er Opfergaben durch die Welten. Doch dazu braucht er ein Reittier, das das Feuer nicht fürchtet. Kein stolzes Pferd oder mächtiger Tiger kann ihm dienen. Erst als der feurige Widder Mesha erscheint, beginnt eine Verbindung, die Himmel und Erde wieder miteinander verknüpft. Diese mythologische Erzählung zeigt, wie Transformation nur durch Mut und Hingabe geschehen kann. Und dass wahre Kraft oft aus unerwarteten Quellen kommt.

Der Widder Mesha ist übrigens kein Zufall: In der vedischen Astrologie steht er für Neuanfang, Entschlossenheit und Pioniergeist. Passend also, dass Agni genau dieses Tier wählt, um das Feuer der Erneuerung wieder in die Welt zu tragen.

Vahanas erinnern uns daran, dass auch wir unsere eigenen Kräfte „reiten“: Mut, Wut, Ausdauer, List, Hingabe… Welche tragen uns? Und welche reiten vielleicht uns?

Die passende Asana zur Episode ist Ustrasana, das Kamel. Eine Rückbeuge, die unser inneres Feuer aktiviert und uns lehrt, uns rückhaltlos zu öffnen. Mutig, feurig, transformierend – wie Agni selbst.

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